Mehr als 200 Bürgerinnen und Bürger informieren sich über die Wärmeplanung


KOBLENZ. Die Infoveranstaltung zur kommunalen Wärmeplanung in Koblenz ist auf sehr großes Interesse bei den Bürgerinnen und Bürgern gestoßen. Mehr als 200 Teilnehmer wollten sich im Tagungszentrum der Rhein-Mosel-Halle aus erster Hand über den Stand der Planungen informieren. „Wir gehen ergebnisoffen an die Wärmeplanung heran“, betonte Oberbürgermeister David Langner zu Beginn: „Es gibt keine Denkverbote.“ Wie groß die Herausforderung ist, die Wärmeversorgung im Stadtgebiet bis 2040 treibhausgasneutral umzustellen, wurde deutlich, als konkrete Zahlen genannt wurden: Bei 82,6 Prozent der verbrauchten Heizenergie handelt es sich in Koblenz um Erdgas. Erdöl macht 8,3 Prozent aus, Fernwärme 4,3 Prozent, Heizstrom 2,6 Prozent und Pellets 2,2 Prozent. 

Wie Lars Hörnig, Geschäftsführer der Stadtwerke Koblenz, ausführte, lautet das Ziel, die städtischen Klimaschutzziele im Korridor zwischen 2035 und 2040 zu erreichen. Wie das zu schaffen ist, soll die kommunale Wärmeplanung aufzeigen. „Wir legen Wert auf ein transparentes Verfahren“, so Hörnig. Dazu zählt auch, dass den Bürgern klar aufgezeigt wird, wo die Grenzen der Wärmeplanung sind. So kann der Plan nicht garantieren, dass Wärmenetze wie vorgeschlagen auch ausgebaut werden, und er beinhaltet auch keine Anschlussgarantie. Im Ergebnis wird der Wärmeplan laut Lars Hörnig das Koblenzer Stadtgebiet in Wärmeversorgungsgebiete aufteilen. Das können beispielsweise Gebiete für ein Wärmenetz, ein Wasserstoffnetz oder dezentrale Einzellösungen, wie Wärmepumpen oder Pelletheizungen, sein. Umso wichtiger: Bürger, Unternehmen, Institutionen und Politik auf dem Weg mitzunehmen. 

Den Plan erarbeiten derzeit im Auftrag der Stadt Koblenz zwei erfahrene Partner: zum einen die Energieversorgung Mittelrhein (evm) und zum anderen das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) am Umweltcampus Birkenfeld. Christian Schröder erläuterte als evm-Projektleiter die Vorteile dieser Kombination: „Wir bringen als evm detaillierte Kenntnisse über das Netz ein und kennen die Energiestruktur der Region wie kaum ein anderer. Die Experten des IfaS ergänzen uns mit ihrer langen Erfahrung in der Erstellung von Wärme- und Energiekonzepten als unabhängiges Hochschulinstitut.“ 

Erste Zwischenergebnisse konnte Daniel Oßwald vom IfaS referieren. Demnach ist Koblenz eine „Erdgasstadt“, wie es zuvor bereits OB Langner formuliert hatte. Außerdem verfügt die Stadt über einen relativ alten Gebäudebestand: Mehr als die Hälfte aller Gebäude wurde zwischen den Jahren 1949 und 1978 gebaut, 13,3 Prozent der Häuser sind sogar vor 1919 errichtet worden. Daniel Oßwalds Analyse: „Die Altersstruktur der Gebäude lässt ein deutliches Einsparpotenzial durch energetische Sanierung vermuten.“ Parallel bewerten die Experten derzeit die möglichen künftigen Wärmequellen. Insbesondere betrachten sie Geothermie, Solarenergie, Biomasse, Windkraft, Wasserkraft und Abwärme. Wie Daniel Oßwald ausführte, könnte auch eine große Flusswärmepumpe als Quelle für ein Wärmenetz ähnlich wie in Mannheim künftig in Koblenz eine Rolle spielen. 

Mit konkreten Ergebnissen ist nach Worten von Lars Hörnig im Herbst dieses Jahres zu rechnen. Der Wärmeplan für Koblenz und dessen Wirkung wird vom Stadtrat beschlossen. Im Rahmen einer weiteren Bürgerversammlung werden die Ergebnisse dann öffentlich vorgestellt werden. Danach startet dann die Phase der Umsetzung, die etliche Jahre in Anspruch nehmen wird. Schließlich geht es etwa darum, wer wo welche Wärmenetze baut. Die Finanzierung der Umsetzung ist eine der Herausforderung der Zukunft für die gesamte Gesellschaft. 

Die zahlreichen Bürgerinnen und Bürger nutzten nach den Vorträgen ausgiebig die Möglichkeit, Fragen an die Referenten zu stellen. Die Palette der Fragen war dabei sehr groß. Beispielsweise ging es um die Frage, ob ein Fernwärmenetz in Koblenz auch mit einem Anschluss- und Benutzungszwang verbunden ist. Diese Frage ist nach Angaben des Oberbürgermeisters noch nicht abschließend geklärt. Dies hängt auch von der noch ausstehenden Landesgesetzgebung ab. Ein anderer Bürger wollte wissen, ob denn auch das Stromnetz ertüchtigt wird, wenn viele auf Wärmepumpen umstellen sollten. Hierzu konnte Christian Schröder seitens der evm mitteilen, dass selbstverständlich weitere bedarfsgerechte Investitionen in das Stromnetz erfolgen werden. 

Wer nicht die Gelegenheit hatte, selbst am Infoabend teilzunehmen, der kann sich auf der Internetseite der Stadtwerke umfassend informieren. Dort ist auch die Präsentation abrufbar, die am Abend gezeigt wurde. Die Seite ist unter folgendem Link erreichbar: www.waermeplanung-koblenz.de