KOBLENZ. Teile des Koblenzer Stadtgebiets eignen sich für den Aufbau neuer Wärmenetze. In den überwiegenden Gebieten hingegen, die weniger dicht besiedelt sind, ist eine Umstellung auf Wärmepumpen oder andere Lösungen bis spätestens 2045 der Weg, die Klimaziele zu erreichen. Zu diesen und weiteren Ergebnissen kommt der kommunale Wärmeplan, den die Energieversorgung Mittelrhein (evm) gemeinsam mit dem Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) unter Koordination der Stadtwerke Koblenz in den vergangenen Monaten erarbeitet hat. Im Auftrag der Stadt Koblenz hatten die beiden Dienstleister die Aufgabe, eine Bestands- und Potenzialanalyse durchzuführen und anschließend zu definieren, wie in Koblenz die Wärmeversorgung der Zukunft aussehen kann.
Wie Oberbürgermeister David Langner bei der Vorstellung des Wärmeplans betonte, will er die notwendigen Umstellungen für die Bürgerinnen und Bürger behutsam und kostendämpfend angehen. Dabei werde Koblenz den Klimaschutz weiter im Blick behalten: Mit der kommunalen Wärmeplanung setzen wir den Baustein für die zukünftige Wärmeversorgung in Koblenz als eine der ersten Kommunen in Rheinland-Pfalz. Damit schaffen wir auch eine Grundlage für stabile und bezahlbare Energiepreise in der Zukunft.“ Einen besonderen Dank spricht er den Dienstleistern evm und IfaS, der Stadtwerke Koblenz sowie allen beteiligten Kolleginnen und Kollegen der Stadtverwaltung aus.
Im März 2019 hatte sich die Stadt Koblenz zu den Zielen des Klimaschutzabkommens von Paris bekannt. Mit dem Eintritt in den kommunalen Klimapakt RLP (KKP) im März 2023 hatte sich die Stadt Koblenz dazu verpflichtet, ihr Möglichstes dazu beizutragen, bereits im Korridor 2035 bis 2040 klimaneutral zu werden. Im Rahmen des Förderprogramms „Kommunalrichtlinie“ hatte die Stadt Ende 2022 eine Bundesförderung zur Erarbeitung einer kommunalen Wärmeplanung (KWP) beantragt und im Juli 2023 den Förderbescheid erhalten. In diesem Zuge wurde die Stadtwerke Koblenz GmbH mit der Steuerung und Koordinierung der KWP beauftragt.
Bestands- und Potenzialanalyse
Im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung hatten die Experten zunächst eine Bestands- und Potenzialanalyse durchgeführt. Die Bestandsanalyse verdeutlicht im Ergebnis, dass die Wärmeversorgung in der Stadt Koblenz zu über 80 Prozent auf Basis von Erdgas erfolgt und lediglich ein Anteil von knapp 10 Prozent auf Basis erneuerbarer Energien bereitgestellt wird. Die Auswertung der Bedarfsstruktur belegt, dass die höchste Wärmedichte in der Altstadt zu finden ist. Aber auch einzelne Gebiete mit großen industriellen Verbrauchern sind im Wärmekataster deutlich erkennbar. Das größte Potenzial im Bereich erneuerbare Energien stellen die Dachflächen für die Nutzung von Photovoltaik und Solarthermie dar. Die Planer identifizierten zudem Abwärmepotenziale (Abwasser, Flusswärme, Industrie) und berücksichtigten diese bereits in konkreten Projektansätzen. Insgesamt sind die lokalen Potenziale nach den Erkenntnissen von evm und IfaS nicht ausreichend, um den künftigen Wärme- und den damit einhergehenden Energiebedarf zu decken. „Wie bei der Gesamtkonzeption Erneuerbare Energien bereits aufgezeigt, bedarf es hier der interkommunalen Zusammenarbeit“, betonen die Projektbeteiligten von Stadtwerken, evm und IfaS.
Entwicklung von Zielszenarien
Auf Basis der Bestands- und Potenzialanalyse entwickelten die Dienstleister ein Szenario für die künftige Wärmeversorgung in Koblenz bis 2045. „Dieses beruht im Wesentlichen auf einer Elektrifizierung des Wärmesektors in der Regel über Wärmepumpen für gut 70 Prozent des Bedarfs und einer Versorgung über Wärmenetze von knapp 20 Prozent. Wasserstoff als Energieträger sehen wir nach der Analyse aus heutiger Perspektive nicht für die Verteilung an einzelne Gebäude zu Heizzwecken, sondern für Spezialanwendungen in der Industrie oder für den Betrieb großer Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen in Wärmenetzen“, betont Hubertus Hacke von der evm. Im kommunalen Wärmeplan ist das Stadtgebiet auf Ebene der bebauten Flure in Wärmeversorgungsgebiete eingeteilt. Demnach sind weite Teile des Stadtgebietes für die Wärmenetzversorgung grundsätzlich geeignet.
Umsetzungsstrategie
Sobald der kommunale Wärmeplan Ende des Jahres vom Stadtrat beschlossen ist, erfolgen die nächsten Prüfschritte, bevor konkrete Entscheidungen zu treffen sind. Somit hat der Wärmeplan auch keine direkten Auswirkungen, sondern orientierende Wirkung. Für Koblenz gilt der 01.07.2026 als gesetzlicher Stichtrag, an dem die Regelungen des Gebäudeenergiegesetzes spätestens in Kraft treten.
Der Wärmeplan sieht die Schaffung von Wärmenetzen in drei definierten Fokusgebieten sowie zwei weitere Maßnahmen vor, die vorrangig angegangen werden sollen. Bei den Fokusgebieten handelt es sich um das Rauental, die Altstadt und die Karthause. Die Schaffung beziehungsweise Erweiterung bereits bestehender Wärmenetze sieht der Wärmeplan als erste konkrete, ambitionierte Projekte zur Umsetzung der Wärmewende in Koblenz vor. Als Energieträger für die Wärmenetze schlagen die Experten Flusswasser-Wärmepumpen, Abwasser-Wärmepumpen und die mitteltiefe Geothermie vor. Für alle Gebiete gilt: Im nächsten Schritt sollten die Rahmenbedingungen und Verantwortlichkeiten für den Ausbau einer Wärmenetzversorgung geklärt werden, damit ein Antrag für die Förderung einer Machbarkeitsstudie gestellt werden kann.
„Die Umsetzung der Planung bietet die Chance, von fossilen Energieträgern und deren Preissteigerungen unabhängig zu werden. Zugleich wird die regionale Wertschöpfung gesteigert, wenn bisherige Kosten für fossile Energieträger in lokale Investitionen umgelenkt werden“, erläutert Michael Müller, Projektleiter beim Institut für angewandtes Stoffstrommanagement.
Insgesamt kommen die Experten auf einen Investitionsbedarf von rund 1,37 Milliarden Euro für die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung in dem nun vorliegenden Zielszenario. Diese Summe bezieht sich auf alle im Bericht aufgeführten Maßnahmen und setzt sich aus privaten und öffentlichen Investitionen zusammen. „Die Wärmewende ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Als regionaler Energieversorger mit Sitz in Koblenz tragen wir unseren Teil dazu bei, dass diese auch gelingt. Wir werden daher weiter in den Bau von Wärmenetzen, Solar- und Windkraftanlagen investieren“, betont evm-Vorstand Christoph Hesse.
„Wir können stolz sein, als eine der ersten Kommunen in Rheinland-Pfalz den Wärmeplan aufgestellt zu haben. Damit gibt es in Koblenz eine erste Orientierung und Entscheidungsträgern genug Vorlaufzeit für die Ausgestaltung konkreter Maßnahmen. Klar ist auch: Die eigentliche Herausforderung wird die Umsetzung. Hier gilt es die Chancen zu erkennen, die wir mit Geothermie und der Lage an zwei Flüssen haben“, so Stadtwerke-Geschäftsführer Lars Hörnig.
Über die Details der Wärmeplanung wollen die Planer gemeinsam mit Stadt und Stadtwerken im Rahmen einer Bürgerinformationsveranstaltung ausführlich informieren. Es ist allen Beteiligten wichtig, die Menschen auf dem Weg der Veränderung gut zu informieren, Sorgen und Ängste zu nehmen. Die erste Informationsveranstaltung wird nach der Beschlussfassung im Stadtrat Ende November stattfinden.
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